DHH841 > HUMOR    20.05.25 08:19l 133 Lines 6633 Bytes #999 (0) @ DEU
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Subj: Regeln zum Ueberleben eines Dorffestes
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Regeln zum Ueberleben eines Dorffestes 
 
Das hoert sich einfach an, ist es aber nicht, weil es beim Bierzelt-Saufen
feststehende Rituale gibt, die man unbedingt beachten muss:
 
1. Bier bestellen
 
Ein Bier bestellen geht schon mal gar nicht. Damit sagt man, dass man 'ne
knickrige Sau ist, keine Freunde hat oder Antialkoholiker ist, quasi das
Allerletzte. Also immer mindestens zehn Stueck bestellen. Nie vorher
abzaehlen, wie viele Leute um einen herum stehen und dann genau die Anzahl
bestellen! Einfach irgendeine Zahl ueber die Theke groelen. Ganz falsch: Die
Umstehenden fragen, ob sie ueberhaupt noch ein Bier haben wollen. Wichtige
Regel: Gefragt wird nicht - saufen ist schliesslich kein Spass.
 
2. Grosszuegigkeit zeigen
 
Wenn der Stoff da ist, nicht bloed rumgucken und ueberlegen, wem man denn
eins in die Hand druecken soll. Am besten die Glaeser wild in der Umgebung
verteilen, denn nur so zeigt man seine Grosszuegigkeit. Nur der kleinkarierte
Pisser stellt sich da an.

3. Bezahlen und Nachbestellen
 
Wer zahlt wann welche Runde? In der Regel kommt jeder der Reihe nach dran.
Ganz miese Wichser saufen die ersten neun Runden an der Theke mit und wenn
sie an der Reihe waeren, muessen sie ploetzlich pissen. Der erste Besteller
bestimmt die Dauer des Projekts: Wenn er zwoelf Bier bestellt, muessen alle
solange warten, bis zwoelf Runden durch sind. Wichtig ist, dass der Strom
nie abreisst. Also: Wenn alle noch die Haelfte im Glas haben, sofort die 
naechste Runde ordern und das neue Glas in die Hand druecken. Was voll 
peinlich ist: Mit zwei Glaesern in der Hand an der Theke stehen. Deshalb ist 
Tempo angesagt beim reinschuetten, ist schliesslich kein Kindergeburtstag.

4. Beschleuniger
 
Richtig fiese Schweine bestellen zwischendurch noch 'ne Runde Korn oder
die absolute Hoelle "Meyers Bitter", eine Art gruenes Schlangengift, das mit 
dem Eiter von toten Froeschen verfeinert wurde. Hier wird's ernst. Sollte 
sich so was andeuten, kann man bloss noch die Flucht ergreifen.
Merke: Biersaufen auf dem Zeltfest kann man mit etwas Planung und Glueck
ueberleben; nach Meyers Bitter aber weigert sich sogar der Notarzt, diese
Schweinerei wiederzubeleben.
 
5. Pausen

Konsequent durchgezogen, bist Du normalerweise im Zelt um halb Neun stramm
wie die Kesselflicker. Um diese Zeit kannst du allerdings noch nicht nach
Hause, wegen Verdacht auf Weichei. Was also dann? Pause machen! Dafuer sind
in der Regel zwei Sachen vorgesehen:
 
a) Bratwurstfressen
 
Vorteil: an der Bude gibt's kein Meyers Bitter, da bist Du also 'ne
zeitlang sicher vor der Alkoholvergiftung. Nun sind aber die Bratwurststaende
auf Zeltfesten immer so konzipiert, dass die Nachfrage immer groesser ist als
das Angebot. In der Bude arbeiten auch meistens Fachkraefte, denen man beim
Grillen die Schuhe besohlen kann. Einzige Qualifikation: Sie koennen mit
einem Sauerstoffanteil in der Luft von unter 1% ueberleben. Deswegen wirken
sie auch so scheintot. Nun sagt der Laie: "Was fuer'n Scheiss, das koennte
man doch viel besser organisieren. Zackzack kaemen die Riemen uebern Tresen."
Falsch, die mickrigen Bratwurstbuden mit den Untoten am Grill sind absicht-
lich so konstruiert. Hier kann man Asyl beantragen von der Sauferei und je 
laenger man auf die Fettpeitsche warten muss, desto groesser die Ueber-
lebenschance.

b) Tanzen

Im Vergleich zu Bratwurstfressen natuerlich die schlechtere Alternative,
weil anstrengend und mit Frauen. Aber irgendwann geht halt kein Riemen mehr
rein in den Pansen und Du musst in den sauren Apfel beissen. Also zack, 
einen Rochen von den Baenken gerissen und irgendwie bescheuerte Bewegungen
machen. Wenn Du Glueck hast, spielt die Kapelle mehr als zwei Stuecke und 
Du kannst Dir ein paar Bier aus den Rippen schwitzen. Hast Du Pech, kommt 
sofort nach dem ersten Stueck der Thekenmarsch und Du stehst wieder da, von
wo Du gerade geflohen bist.

6. Sektbar
 
Eine richtig gruselige Bude, quasi die Abferkelbox im Festzelt. Hier ist es
so voll und so eng, hier bleibst Du auch noch stehen, wenn's eigentlich
nicht mehr geht. Doch der Preis, den Du fuer die Stehhilfe zahlst ist hoch:
Du musst Sekt aus mickrigen Blumenvasen saufen. Ziemlich eklig alles. Wenn's 
keine Sektbar gibt, gibt's meist 'ne Cocktailbar: Cocktail heisst im Zelt
aber nicht Caipirinha oder Margherita sondern Cola-Korn oder Wodka-O. Also
vorsichtig: Hier kann's ganz schnell zu Ende gehen.
 
7. Kotzen
 
Bevor Du endlich nach Hause darfst, kommt noch ein ganz wichtiger Punkt,
naemlich das Kotzen. Klingt zwar scheisse, du wirst aber dankbar sein, wenn
Dein Koerper Dir dieses Geschenk bereitet. Du hast Platz fuer neue Brat-
wuerste und vielleicht sogar Glueck, dass Du die letzten zwanzig Bier noch
erwischst, bevor sie Dein Gehirn erreicht haben. Der Profi jedenfalls kotzt 
oft und gern.

8. Die Letzten
 
So jetzt waeren wir auch schon bald beim Nachhause gehen. Haha. Wenn Du aber
den Zeitpunkt verpasst hast, und Du kommst vom Pissen oder Bratwurstkotzen
wieder ins Zelt und es sind bloss noch zwanzig Mann uebrig, dann aetsch:
Arschkarte gezogen. Ab jetzt geht es um so spannende Sachen wie Fass-Aus-
saufen (es ist immer mehr drin, als man denkt) oder Absacker trinken. Wenn's 
ein Meyers Bitter ist, kannst Du Dir gleich den Umweg ueber den Notarzt 
sparen und den Bestatter anrufen. Jeder passt jetzt auf, dass keiner heimlich
abhaut. Die ersten sacken einfach so vor der Theke zusammen, damit sie 
jedenfalls nicht noch mehr saufen muessen. Vorteil dieser Phase des Zelt-
festes: Du musst nicht mehr extra nach draussen latschen fuer Pissen und
Kotzen. Geht jetzt alles vor Ort.

9. Nach Hause gehen
 
Faellt aus. Mach Dir keine Illusionen. Alleine schaffst Du es nicht mehr.
Taxis gibt's nicht auf'm Land und wenn, wuerden sie Dich bestimmt nicht
mitnehmen. Deine Frau kommt nicht, um Dich zu holen, die ist froh, dass
dieses Wrack nicht in der Wohnung liegt und der Gestank in die Polstermoebel
und Gardinen zieht. Was bleibt ist...

10. Der Morgen danach
 
Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Ritzen in der Zeltplane. Du
wirst wach von einem Zungenkuss, wie Du ihn noch nie in Deinem ganzen
Leben gekriegt hast. Leidenschaftlich kuesst Du zurueck. Dann machst Du Deine
verklebten Augen auf und blickst in das froehliche Gesicht des zottigen
Koeters von dem Karussellfritzen. Und mit einem eigenen Beitrag zum Thema
Wuerfelhusten faengt der Tag wieder an. Dein Kopf fuehlt sich an wie nach
einem Steckschuss. Jetzt hilft nur noch: Stuetzbier bis die Maschine wieder
halbwegs normal laeuft.

73 de Hans!


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