DHH841 > HUMOR 20.05.25 08:19l 133 Lines 6633 Bytes #999 (0) @ DEU BID : M7FDBO84101Z Read: GAST Subj: Regeln zum Ueberleben eines Dorffestes Path: MO1BBS<DBQ343<DBO274<DBO501<BBS201<DBO841 Sent: 050722/1704z @:DBO841.#NDB.BAY.DEU.EU [LA JN68EP] OBcm1.06b51 From: DHH841 @ DBO841.#NDB.BAY.DEU.EU (Hans) To: HUMOR @ DEU X-Info: Sent with login password Regeln zum Ueberleben eines Dorffestes Das hoert sich einfach an, ist es aber nicht, weil es beim Bierzelt-Saufen feststehende Rituale gibt, die man unbedingt beachten muss: 1. Bier bestellen Ein Bier bestellen geht schon mal gar nicht. Damit sagt man, dass man 'ne knickrige Sau ist, keine Freunde hat oder Antialkoholiker ist, quasi das Allerletzte. Also immer mindestens zehn Stueck bestellen. Nie vorher abzaehlen, wie viele Leute um einen herum stehen und dann genau die Anzahl bestellen! Einfach irgendeine Zahl ueber die Theke groelen. Ganz falsch: Die Umstehenden fragen, ob sie ueberhaupt noch ein Bier haben wollen. Wichtige Regel: Gefragt wird nicht - saufen ist schliesslich kein Spass. 2. Grosszuegigkeit zeigen Wenn der Stoff da ist, nicht bloed rumgucken und ueberlegen, wem man denn eins in die Hand druecken soll. Am besten die Glaeser wild in der Umgebung verteilen, denn nur so zeigt man seine Grosszuegigkeit. Nur der kleinkarierte Pisser stellt sich da an. 3. Bezahlen und Nachbestellen Wer zahlt wann welche Runde? In der Regel kommt jeder der Reihe nach dran. Ganz miese Wichser saufen die ersten neun Runden an der Theke mit und wenn sie an der Reihe waeren, muessen sie ploetzlich pissen. Der erste Besteller bestimmt die Dauer des Projekts: Wenn er zwoelf Bier bestellt, muessen alle solange warten, bis zwoelf Runden durch sind. Wichtig ist, dass der Strom nie abreisst. Also: Wenn alle noch die Haelfte im Glas haben, sofort die naechste Runde ordern und das neue Glas in die Hand druecken. Was voll peinlich ist: Mit zwei Glaesern in der Hand an der Theke stehen. Deshalb ist Tempo angesagt beim reinschuetten, ist schliesslich kein Kindergeburtstag. 4. Beschleuniger Richtig fiese Schweine bestellen zwischendurch noch 'ne Runde Korn oder die absolute Hoelle "Meyers Bitter", eine Art gruenes Schlangengift, das mit dem Eiter von toten Froeschen verfeinert wurde. Hier wird's ernst. Sollte sich so was andeuten, kann man bloss noch die Flucht ergreifen. Merke: Biersaufen auf dem Zeltfest kann man mit etwas Planung und Glueck ueberleben; nach Meyers Bitter aber weigert sich sogar der Notarzt, diese Schweinerei wiederzubeleben. 5. Pausen Konsequent durchgezogen, bist Du normalerweise im Zelt um halb Neun stramm wie die Kesselflicker. Um diese Zeit kannst du allerdings noch nicht nach Hause, wegen Verdacht auf Weichei. Was also dann? Pause machen! Dafuer sind in der Regel zwei Sachen vorgesehen: a) Bratwurstfressen Vorteil: an der Bude gibt's kein Meyers Bitter, da bist Du also 'ne zeitlang sicher vor der Alkoholvergiftung. Nun sind aber die Bratwurststaende auf Zeltfesten immer so konzipiert, dass die Nachfrage immer groesser ist als das Angebot. In der Bude arbeiten auch meistens Fachkraefte, denen man beim Grillen die Schuhe besohlen kann. Einzige Qualifikation: Sie koennen mit einem Sauerstoffanteil in der Luft von unter 1% ueberleben. Deswegen wirken sie auch so scheintot. Nun sagt der Laie: "Was fuer'n Scheiss, das koennte man doch viel besser organisieren. Zackzack kaemen die Riemen uebern Tresen." Falsch, die mickrigen Bratwurstbuden mit den Untoten am Grill sind absicht- lich so konstruiert. Hier kann man Asyl beantragen von der Sauferei und je laenger man auf die Fettpeitsche warten muss, desto groesser die Ueber- lebenschance. b) Tanzen Im Vergleich zu Bratwurstfressen natuerlich die schlechtere Alternative, weil anstrengend und mit Frauen. Aber irgendwann geht halt kein Riemen mehr rein in den Pansen und Du musst in den sauren Apfel beissen. Also zack, einen Rochen von den Baenken gerissen und irgendwie bescheuerte Bewegungen machen. Wenn Du Glueck hast, spielt die Kapelle mehr als zwei Stuecke und Du kannst Dir ein paar Bier aus den Rippen schwitzen. Hast Du Pech, kommt sofort nach dem ersten Stueck der Thekenmarsch und Du stehst wieder da, von wo Du gerade geflohen bist. 6. Sektbar Eine richtig gruselige Bude, quasi die Abferkelbox im Festzelt. Hier ist es so voll und so eng, hier bleibst Du auch noch stehen, wenn's eigentlich nicht mehr geht. Doch der Preis, den Du fuer die Stehhilfe zahlst ist hoch: Du musst Sekt aus mickrigen Blumenvasen saufen. Ziemlich eklig alles. Wenn's keine Sektbar gibt, gibt's meist 'ne Cocktailbar: Cocktail heisst im Zelt aber nicht Caipirinha oder Margherita sondern Cola-Korn oder Wodka-O. Also vorsichtig: Hier kann's ganz schnell zu Ende gehen. 7. Kotzen Bevor Du endlich nach Hause darfst, kommt noch ein ganz wichtiger Punkt, naemlich das Kotzen. Klingt zwar scheisse, du wirst aber dankbar sein, wenn Dein Koerper Dir dieses Geschenk bereitet. Du hast Platz fuer neue Brat- wuerste und vielleicht sogar Glueck, dass Du die letzten zwanzig Bier noch erwischst, bevor sie Dein Gehirn erreicht haben. Der Profi jedenfalls kotzt oft und gern. 8. Die Letzten So jetzt waeren wir auch schon bald beim Nachhause gehen. Haha. Wenn Du aber den Zeitpunkt verpasst hast, und Du kommst vom Pissen oder Bratwurstkotzen wieder ins Zelt und es sind bloss noch zwanzig Mann uebrig, dann aetsch: Arschkarte gezogen. Ab jetzt geht es um so spannende Sachen wie Fass-Aus- saufen (es ist immer mehr drin, als man denkt) oder Absacker trinken. Wenn's ein Meyers Bitter ist, kannst Du Dir gleich den Umweg ueber den Notarzt sparen und den Bestatter anrufen. Jeder passt jetzt auf, dass keiner heimlich abhaut. Die ersten sacken einfach so vor der Theke zusammen, damit sie jedenfalls nicht noch mehr saufen muessen. Vorteil dieser Phase des Zelt- festes: Du musst nicht mehr extra nach draussen latschen fuer Pissen und Kotzen. Geht jetzt alles vor Ort. 9. Nach Hause gehen Faellt aus. Mach Dir keine Illusionen. Alleine schaffst Du es nicht mehr. Taxis gibt's nicht auf'm Land und wenn, wuerden sie Dich bestimmt nicht mitnehmen. Deine Frau kommt nicht, um Dich zu holen, die ist froh, dass dieses Wrack nicht in der Wohnung liegt und der Gestank in die Polstermoebel und Gardinen zieht. Was bleibt ist... 10. Der Morgen danach Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Ritzen in der Zeltplane. Du wirst wach von einem Zungenkuss, wie Du ihn noch nie in Deinem ganzen Leben gekriegt hast. Leidenschaftlich kuesst Du zurueck. Dann machst Du Deine verklebten Augen auf und blickst in das froehliche Gesicht des zottigen Koeters von dem Karussellfritzen. Und mit einem eigenen Beitrag zum Thema Wuerfelhusten faengt der Tag wieder an. Dein Kopf fuehlt sich an wie nach einem Steckschuss. Jetzt hilft nur noch: Stuetzbier bis die Maschine wieder halbwegs normal laeuft. 73 de Hans!
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